Urbaner Holzbau – Wohn- und Geschäftshaus Ellener-Hof – Bremen

  • Ort: Bremen
  • Gebäudetyp: Wohnungsbau mit Praxis und Büro
  • Wettbewerb: Zuschlag nach Auswahlverfahren
  • Fertigstellung: 2020
  • Beauftragte Leistungsphasen: LPH 1-5
  • BGF: ca. 3000 m²
  • Bauherr: Bremer Heimstiftung, Bremen
  • Stadtplanung: De zwarte Hond - Köln
  • Landschaftsarchitektur: RMPSL - Hamburg
  • Tragwerksplanung: ifb frohloff staffa kühl ecker - Berlin
  • Bauphysik / Energiedesign: Ingo Andernach - Berlin
  • Brandschutz: Dehne & Kruse - Gifhorn
  • Haustechnik: Hansaplanung - Bremen
  • Schallschutz / Akustik: gerlachakustik - Bremen
  • Architekten Haus 2 und 4: gruppeomp - Bremen

Die Bremer Heimstiftung plant in Bremen das Stiftungsdorf Ellener Hof. Die Grundidee sieht ein soziales und ökologisches Quartier, mit dem Leitbild eines vernetzten Dorfes vor. Durch unterschiedliche Lebens- und Wohnformen und einen hohen Anteil günstiger Wohnmöglichkeiten, wird ein modellhaft inklusives Quartier geschaffen, das die Heterogenität der Nutzer sowie gestalterische Vielfalt zum Ziel hat.

Ausgangspunkt für die Planung des Gebäudes 1 Baufeld 1 Ellener Hof ist der städtebauliche Entwurf des Büros für Architektur und Stadtplanung, DeZwarteHond, zusammen mit RMP Landschaftsarchitekten.

Der Entwurf gliedert sich in 9 Baufelder mit verschiedenen Wohnungsbautypologien für unterschiedliche Bewohner. Alle Gebäude sollen in mehrgeschossiger Holzbauweise oder als mehrgeschossige Holz-Beton Hybridbauten realisiert werden. Im Laufe des Vorentwurfs, veränderte sich die Nutzung des Gebäude 1 (Winkelbau) von einem reinen Wohngebäude zu einem Gebäude mit Mischnutzung, ca. 50% Wohnen / 50% Gewerbe. Aufgrund des hohen angrenzenden Außenlärmpegels, verursacht durch den Kfz Verkehr der Ludwig-Roselius-Allee wurden neben verschieden großen Wohneinheiten nun Gewerbeflächen geplant: Eine Beratungsstelle der AOK, eine Arztpraxis, sowie zwei Büroeinheiten.

Das Baufeld 1 umfasst eine Fläche von ca. 6750 m² auf der drei Gebäude, sowie eine oberirdische Quartiersgarage entstehen sollen. Haus 1 befindet sich an der nordwestlichen Ecke des Baufeldes 1 die sowohl Verkehrsknotenpunkt als auch Eingangssituation des Quartiers Ellener Hof ist.

Das neue Quartier des Stiftungsdorfes versucht zwischen diesen Typologien zu vermitteln. Das Stiftungsdorf selbst sieht neben dem Erhalt einiger Bestandsbauten eine heterogene neue Bebauung vor. Großformen und Punkthäuser mit unterschiedlicher Geschossigkeit und lebendigen Dachlandschaften sollen das Stiftungsdorf prägen.

Das winkelförmige Gebäude bildet die Ecke des Baufeldes im nordwestlichen Bereich. Der viergeschossige Baukörper erreicht eine Höhe von bis zu 16,30m. Das Haus 1 umschließt gemeinsam mit den Gebäuden 2 und 4 (Bearbeitung durch Gruppe OMP) einen Hof. Dieser Hof enthält im Erdgeschoss eine überdachte Parkgarage und darüber eine begrünte Erschließungs- und Aufenthaltsfläche.

Das Gebäude ist der Gebäudeklasse 4 zuzuordnen. Der viergeschossige Holz-Beton-Hybridbau nimmt in seiner Winkelform die Kante des Baufeldes 1 zur Ludwig-Roselius-Allee und der neuen Erschließungsstraße auf. Mit seiner charakteristischen Dachform wird der Baukörper den Anforderungen als markanter Eingangspunkt gerecht. Durch einen Rücksprung im Erdgeschoss an der Außenecke, wird eine überdachte Eingangssituation geschaffen. Die vertikale Erschließung erfolgt über den zentral im Winkel angeordneten Kern, sowie über die zweite Treppe am Ende des längeren Schenkels. Die horizontale Erschließung der Einheiten erfolgt hofseitig über vorgestellte Laubengänge.
Die konstruktive Höhe der Obergeschosse beträgt 3,2m, die lichte Raumhöhe 2,80m, im 3.Obergeschoss variiert die Raumhöhe aufgrund der Dachform. Jedes Regelgeschoss hat eine Nutzfläche von ca. 560 m².

Das Gebäude wird mit einer hinterlüfteten Holzfassade versehen, welche den Gedanken eines nachhaltigen ökologischen Quartiers nach außen trägt. Unterschiedlich dicke und tiefe vertikal angeordnete Lärchenhölzer sollen ein belebtes Fassadenbild schaffen. Im Erdgeschoss wird die Nutzung als Beratungsstelle der AOK durch großformatige Öffnungen gezeigt, die Obergeschosse sind von zwei unterschiedlichen Fensterformaten geprägt, die an den Straßenfassaden regelmäßig angeordnet sind. Diese Regelmäßigkeit wird in der Ecke des 3. Obergeschoss durch ein großes Eckfenster gebrochen, das auf die Dachlandschaft reagiert. Die Fassaden zum Hof bestehen aus großformatigen Verglasungen mit außenliegendem Sonnenschutz und werden zudem durch die vorgestellten Laubengänge gegliedert. Die vielfach gefaltete Dachform belebt die Fassade zu allen Seiten und schafft unterschiedliche Raumhöhen im dritten Obergeschoss.

Das Gebäude ist als Schottenbau in einem Raster von 5,40 Meter konzipiert. Dabei wird das Erdgeschoss und die Erschließungskerne als konventioneller Massivbau in Mauerwerks- und Stahlbetonbauweise ausgeführt. Die Obergeschosse sind im Wesentlichen in Holzbauweise geplant. Im Erdgeschoss liegen Stahlbeton Unterzüge auf Stahlbeton Stützen sowie auf Mauerwerkswänden. Das Treppenhaus wird über alle Geschosse in Stahlbeton ausgeführt, zu angrenzenden schallschutzbedürftigen Wänden in einer Dicke von 25cm. Durch den Rücksprung im Erdgeschoss entstehende Lasten werden über zwei Außenstützen aus Stahlbeton abgefangen. Die Decke über dem Erdgeschoss wird ebenfalls in Stahlbeton ausgeführt.

In den Obergeschossen werden Wohnungstrennwände aus Brettsperrholz hergestellt mit einer einseitigen Vorsatzschale die dem Schallschutz dient. In Teilbereichen werden die Brettsperrholzwände aufgelöst, hier sind Brettschichtholz-Stützen der Güte GL24h mit einem Unterzug als Doppel-T-Walzprofil der Güte S235 positioniert. Die Unterzüge werden in die Decke eingelassen und mit Brandschutzplatten gekapselt sowie unterseitig mit einer Holzwerkstoffplatte verkleidet. Brettsperrholzdecken und die Dachkonstruktion spannen von Schotte zu Schotte und bleiben unterseitig holzsichtig, bzw. holzsichtig bekleidet. An den Verbindungsstellen zwischen Wand und Decke werden schalltechnisch wirksame Lager angeordnet um dem Flankenschall vorzubeugen. Das Dach ist als Sparrenkonstruktion mit Zwischensparrendämmung geplant und wird unterseitig bekleidet. Im Bereich der Treppenhäuser erfolgt eine Bekleidung in K260 Qualität.

Die Laubengänge, die an der Hofseite der horizontalen Erschließung dienen, sind als Betonfertigteile geplant. Das Erdgeschoss beinhaltet im Nordschenkel Flächen für Technik, Fahrräder, Kinderwägen und Rollatoren, sowie Abstellräume. Der lange Schenkel wird durch eine Beratungsstelle der AOK genutzt. Diese Nutzung zieht sich in das 1. Obergeschoss, in dem der interne AOK Bereich, eine Arztpraxis und zwei Wohneinheiten angeordnet sind. Das 2. und 3. Obergeschoss enthalten je eine Rollstuhlgerechte Wohnung, zwei barrierefreie Appartements, zwei kleine Wohnungen, sowie eine 4-Zimmer-Wohnung. An der Ludwig-Roselius-Allee befindet sich im 2. und 3. Geschoss je eine Büroeinheit (wg. erhöhtem Außenlärmpegel).