4. Preis – Wohnquartier Böllberger Weg – Halle a.d. Saale

  • Ort: Halle a.d.Saale
  • Jahr: 2019
  • Verfahren: Nichtoffener Realisierungswettbewerb nach RPW
  • Auslober: GWG Gesellschaft für Wohn-und Gewerbeimmobilien Halle-Neustadt mbH, Halle
  • Tragwerksplanung: ifb frohloff staffa kühl ecker - Berlin
  • Bauphysik / Energiedesign: Ingo Andernach - Berlin
  • Landschaftsarchitekten: bbz landschaftsarchitekten berlin gmbh - Berlin

Der Entwurfsverfasser folgt dem B-Plan 170.2 des Entwicklungsgebietes Böllberger Weg und schlägt für die beiden Teilbereiche TG4 und TG5 ein differenziertes Gesamtkonzept vor. Im Bereich TG4 werden 4 Geschosswohnungsbauten mit einer Gebäudetiefe von je 17m vorgesehen. Aufgrund der schräg zur Planstrasse verlaufenden Hangkante, differiert die Länge der Gebäude von 17.65m bis 27.65m. Der Abstand der Häuser untereinander beträgt 14m. So wird die Saalelandschaft durch die neue Bebauung nicht verstellt und die Hangkante bleibt für alle zukünftigen Bewohner zugänglich.

Die 5 freistehenden 3-geschossigen Wasserhäuser des TG5 sind 13,5m breit und 11,50m tief, verfügen über einen kleinen privaten Garten neben und hinter dem Haus und reihen sich am Fuß des Hangs entlang des Saale Radwanderwegs auf.

Plätze und Wegeverbindungen

Die Baufelder von TG4 und TG5 werden nicht komplett bebaut, sondern es werden Flächen für 2 kleine Quartiersplätze freigehalten. Mit Blütengehölzen und Bänken versehen werden diese Plätze als attraktive Begegnungsräume inszeniert, die zum Verweilen einladen. Die beiden Plätze werden über den neuen Weg am Hang barrierefrei miteinander verbunden und verbessern so die Durchwegung es neuen Wohnquartiers wesentlich.

TG4 – Gebäudeerschliessung

Die Geschosswohnungsbauten (GWB) werden eweils über einen Zugang auf der Nordostseite erschlossen. Über diesen gelangt man durch ein großzügiges Foyer zum innenliegenden Treppenhauskern von 5m x 5m. Dieser verfügt über eine Bahren Aufzug und je nach Geschoss über 2-4 Wohnungseingangstüren. Der Treppenhauskern ist von der Tiefgarage bis zum Dachgeschoss komplett barrierefrei.

TG4 – Wohnungstypologie und Wohnungsmix
Die bewusste Entscheidung für eine sehr wirtschaftliches und kompaktes Gebäude mit einer Tiefe von 17m mit einer innenliegenden Erschließung ist gleichzeitig eine Entscheidung gegen das Prinzip des Durchwohnens. Die Wohnungen werden stattdessen alle über Eck organisiert, wobei die Hauptaufenthaltsräume (Wohnen, Küche, Wohnküche) immer zu 2 Himmelsrichtungen hinaus gehen. Der weit auskragende Balkon ermöglich den Blick in eine 3 Himmelsrichtung.
Auf ebenerdige Wohnungen im EG wird bewusst verzichtet und ein Hochparterre von ca. 80cm mit umlaufenden Mietergärten wird vorgeschlagen. So wird auch für diese Wohnungen eine sehr gute Privatsphäre erreicht.
Der Wohnungsmix wird bei den 2- und 3- Zimmer Wohnungen zu 100%, bei den 4- und 5-Zimmerwohnungen zu 95% erreicht. Die lichte Raumhöhe ist aktuell mit 2,65m geplant, könnte aber auch großzügiger geplant werden.

TG4 – KG und Tiefgarage
Beim Kellergeschoss handelt es sich um eine Vollunterkellerung. Hier befinden sich die Technik- und Lagerräume, Waschküche mit Trockenraum, Mieterkeller sowie die Tiefgarage. Die Zufahrt der Tiefgarage erfolgt ebenerdig durch das nördliche Haus 4. Die Tiefgarage ist als Stahlbetonkonstruktion unter dem Gebäudeensemble mit direktem, barrierefreiem Anschluss an die Kellergeschosse und die Treppenhäuser der GWB konzipiert. Die Decken liegen auf den erdberührten Wänden außen und mittig auf Stützenreihe, bzw. auf Wandscheiben auf. Unter Berücksichtigung von Übersichtlichkeit, Tragwerk, Stellplatzabmessungen, Brandschutz, Wirtschaftlichkeit, Bauzeit, und weiteren Aspekten entschließt sich der Verfasser für ein kompaktes und effizientes Parkhaus. Insgesamt werden 72 PKW Stellplätze auf einer Parkebene, davon 3 Behindertenstellplätze. Die unterzugsfreie Konstruktion ermöglicht die Verteilung aller Medien wie Beleuchtung, Beschilderung, Abwasser, etc. unter der Decke. Die Tiefgarage ist übersichtlich organisiert, wird gut ausgeleuchtet, Angsträume werden vermieden.

TG4 – 2.Baulicher Rettungsweg
Eine Rettung durch Leiterfahrzeuge der Feuerwehr ist geprüft und gewährleistet. Eine Parallelaufstellung auf der Planstrasse A, sowie eine Queraufstellung in den Stichstraßen zwischen den Häusern sind nach der Muster-Richtlinie über Flächen für die Feuerwehr trotz der schwierigen Situation an der Hangkante möglich. Der 2. bauliche Rettungsweg kann also für alle Wohnungen in TG4 über die Steckleiter oder das Leiterfahrzeug der Feuerwehr gewährleistet werden. Ein Brandschutztreppenhaus ist nicht nötig.

TG4 – Barrierefrei / Rolstuhlgerecht
Alle Wohnungen werden barrierefrei nach DIN 18040-2 erstellt. Bei Bedarf können sie zu einem späteren Zeitpunkt rollstuhlgerecht umgebaut werden, da die Gebäudeerschliessung, die Tiefgarage und die Freianlagen bereits barrierefrei und rollstuhlgerecht geplant sind.

TG4 – Garten / Balkone / Dachterrassen
Alle Wohnungen verfügen über einen der Wohnung zugeordneten Freibereich. Dies sind Gärten für die Wohnungen im Hochparterre, Balkone für die Wohnungen im 1.OG-3.OG und Dachterrassen für die Dachgeschosswohnungen. Die Größe der Balkone wird für alle Wohnungen mit 2,5m x 3,9m gleich groß bemessen, die Dachterrassen sind etwas großzügiger.

TG5 – Wasserhäuser
Die Wasserhäuser sind eine Neuinterpretation des klassischen Doppelhauses. Die Dachterrasse / Loggia richtet sich klar zur Saale hin aus. Ein durchgesteckter Wohn- und Küchenbereich wird wechselnd im 1. oder 2. OG angeordnet. Somit haben die Freisitze der einzelnen Wohneinheiten ausreichend Privatheit untereinander, als auch zum SaaleRadwanderweg. Im EG der nicht unterkellerten Häuser findet sich Platz für den HAR, die Haustechnik, das KFZ und noch ein Arbeits-, bzw. Gästezimmer. Dieses kann optional hin zum Fluss, oder seitlich zum privaten Garten ausgerichtet werden kann. Hin zum neuen Weg am Hang wird mit Pflanzen die nötige Privatsphäre geschaffen. Zur Planstrasse B verfügen die Wasserhäuser über eine Einfriedung in Form einer Hecke.

Bauweise
Alle Neubauten werden gleichermaßen in Massiver Bauweise errichtet. Decken ins Stahlbeton, Wände KS mit 100mm Mineralwolllamelle und mineralischem Kratzputz. Die Balkone sind als Balkonfertigteile an Isokörben geplant, alle Gelände als Vertikalstabgeländer aus verzinktem Stahl. Die Fenster als Kunststoff-Aluminiumfenster mit 3-fach Verglasung. Die Bodenaufbauten klassisch mit Heizestrich und Mosaikparkett, bzw. Steinzeugfliesen. Die Dächer sind mit einer extensive Dachbegrünung geplant.

Energiestandard
Als Energiestandard wird die gültige EnEV festgelegt. Diese ist durch den sehr guten Primärenergiefaktor der anliegenden Fernwärme einfach zu realisieren. Mit einer 3-fach Verglasung und 100mm Dämmung WLG 0,32 wird die EnEV bereits erreicht. Um einen KfW 40 Standard zu erreichen ist lediglich eine Erhöhung der Dämmstarke um weitere 80-100mm nötig. Rechnet man die Förderung der KfW dagegen, werden sich diese Mehrkosten wahrscheinlich rechnen.

Sommerlicher Wärmeschutz / Natürliche Lüftung
Um den sommerlichen Wärmeschutz einzuhalten, werden außenliegende Maßnahmen erforderlich. Im Bereich der Dachterrassen sind Terrassenmarkiesen, ansonsten Fallarmmarkiesen geplant. Eine einfache Abluftanlage sorgt für eine geregelte, bedarfsgeführte Frischluftzufuhr über die Zuluft Elemente der Fenster und minimiert damit die Lüftungswärmeverluste.