1. Preis – Neugestaltung Elias-Holl-Platz – Augsburg

  • Ort: Augsburg
  • Jahr: 2009
  • Verfahren: Realisierungswettbewerb als Einladungswettbewerb
  • Auslober: Stadt Augsburg
  • Landschaftsarchitekten: bbz landschaftsarchitekten berlin gmbh - Berlin

Konzept

Die Neugestaltung des Elias-Holl-Platzes greift als behutsame Lösung die Qualität der vorhandenen Raumkonfiguration auf:
Das Rathaus, von Elias Holl entworfen, wird seiner Bedeutung entsprechend präsentiert; die alten und schönen Platanen werden erhalten; eine große, zusammenhängende und multifunktional nutzbare Veranstaltungsfläche entsteht.
Ziel des Entwurfes ist es, den Elias-Holl-Platz als hochwertige, offene und großzügige Platzfläche vom Rathaus bis zur Raumkante der Sterngasse aufzuspannen. Hierzu schafft die Freitreppe an den Rathaus Terrassen einen sanften Übergang zwischen den beiden Niveaus. Die Freitreppe schafft zudem Aufenthaltsqualität und lädt als großzügige Sitzstufenanlage zum Betrachten der Szenerie auf dem Platz ein.

 

Platzgestaltung

Der Elias-Holl-Platz schält sich mit einer hochwertigen Gestaltung um 12 cm, leicht erhöht aus dem Straßenraum der Sterngasse im Osten und Süden heraus und nimmt dabei die Raumfluchten der angrenzenden Straßen auf. Die umgebenden Verkehrsbereiche des Elias-Holl-Platzes werden als niveaugleicher verkehrsberuhigter Straßenraum definiert. Großsteinpflaster mit Rinnen-
bändern und die Granitplattenbänderung als gliederndes Element der Altstadtgassen werden für die Straßenraumgestaltung aufgegriffen. Die Ausformung der Straßenräume vervollständigt so das homogene Bild der Altstadt zu einem Gesamtensemble und der Straßenraum um den Elias-Holl-Platz wird in dieses System integriert.
Der leicht erhöhte Platz erhält eine Einfassung aus einer 80cm breiten Dolomitaufkantung. Ein homogener, großflächiger Mosaikbelag 5/8er Schlagung mit Dolomitpflaster bildet die robuste und hochwertige Oberfläche des Platzes. Der einheitliche, kleinteilig strukturierte Belag wird zu einem großzügigen und großflächigen städtischen Parkett. Die Platzerhöhung und die Setzung von Unterflurbaumrosten erlaubt es, mit dem Natursteinbelag großzügig und niveaugleich über die bestehenden Wurzelräume bis an die Baumstämme anzupflastern. Ein homogenes Niveau des Platzbelages auch im Bereich der Wurzelräume entsteht. Die großzügige Pflasterfläche verleiht dem Platz einen urbanen Charakter unter dem grünen Blätterdach der Platanen.

Dolomitquader bilden die neue Freitreppe als Sitztreppe in einem sanften Übergang zur Ausschankfläche der Rathausterrassen. Der Dolomit-Plattenbelag der Rathausterrassen nimmt die Formate der Treppenanlage auf. Im Übergang zum nördlichen Verwaltungsbau bildet die Freitreppe ein Podest aus, welches die Flucht der Platanenreihe aufnimmt und das Auflager der erneuerten Behindertenrampe bildet. Hier entsteht ein qualitätvoller, leicht herausgeschobener Sitzbereich der Rathausterrassen. Sollte eine Abschrägung des Heizungsraumes unter der Rathausterrasse bautechnisch nicht möglich sein, würde ein weiteres Podest die großzügige Freitreppe gliedern.

Die beiden Platanenreihen bleiben in ihrem Bestand erhalten und bilden einen grünen lichten Vorhang zum nördlichen Verwaltungsgebäude und zur östlichen Straßenraum. Unter dem Licht- und Schattenspiel der Platanen entsteht eine hohe Aufenthaltsqualität. Die südliche Platzkante öffnet sich, frei von einer raumbildenden Platanenreihe, zu den giebelständigen Altstadtgebäuden der Sterngasse und zur Treppenanlage am Eisenberg.

 

Möblierung – Ausstattung

Die große Freitreppe im Übergang zwischen Rathausterrassen und Platzfläche erweitert das Sitzplatzangebot auf dem Platz. Neben diesem „modernen“ Sitzen bieten bequeme, lange Holzbänke mit Lehne hohe Aufenthaltsqualität unter dem Baumdach der Platanen. Die Bänke und Papierkörbe entstammen der neuen Produktfamilie, die mit ihrer Formensprache die zurückhaltende und noble Gestaltung des Platzes aufgreift. Eine hochwertige Holzlattung eingespannt in gusseiserne Profile nimmt Bezug auf historische Bänke in der Altstadt – jedoch mit einer zeitgemäßen Formensprache und hohem Sitzkomfort. In diesem Baukastenprinzip entsteht eine im Unterhalt einfach zu pflegende Produktfamilie.

Bodenstrahler im Pflasterbelag illuminieren das Blätterdach der Platanen. Die Rathausfassade erhält eine Fassadenbeleuchtung. Für die Beleuchtung der Straßenräume wird die klassische Altstadtlaterne als Beleuchtungselement aufgegriffen. Strahler von den umliegenden Fassaden beleuchten die Platzfläche flächig.
Das Elias-Holl-Denkmal findet einen neuen Standort prominent auf der südöstlichen Platzkante unter der Platanenreihe.

 

Bautechnik – Wirtschaftlichkeit

Durch die Verwendung von Dolomit mit seinem warmen Farbton und seiner feinen Strukturierung als einziges Natursteinmaterial in verschiedenen Qualitäten und Ausführungen entsteht eine hochwertige, zurückhaltende und homogene Platzgestaltung die sich mit einer gewissen Noblesse von den Natursteinmaterialien der Straßenräume der Altstadt leicht absetzt und trotzdem mit ihnen harmoniert. Der Untergrund wird durch den Bodenaustausch von 1,2 m als tragfähiger Baugrund hergestellt, der den Nutzungen als Veranstaltungsfläche Stand hält.
Über Punktfundamente wird im bestehenden Wurzelraum der Platanen ein Unterflurbaumrost eingebracht, der es erlaubt mit den Belagsflächen dicht an die Stämme der Platanen anzupflastern und über den großflächigen Wurzelraum dieser Platanen überzupflastern ohne den Wurzelraum der Bäume einzuschränken oder zu gefährden.
Insgesamt wird der Platz sparsam und zurückhaltend durch die neue Produktfamilie möbliert. Der Elias-Holl-Platz besticht durch seine schlichte, zeitlose Eleganz in dem ihn umgebenden Stadtraum.