- Ort: Berlin-Pankow, Görschstr. 48
- Gebäudetyp: Urbaner Holzbau, Wohnungsbau mit 13 Wohneinheiten
- Fertigstellung: 2011
- Beauftragte Leistungsphasen: LPH 1-9
- Bausumme 300 + 400: 3.000.000,- €
- Bauherr: Baugemeinschaft 3XGRÜN
- Arbeitsgemeinschaft: ATELIER PK ARCHITEKTEN mit rozynski sturm architekten und roedig schop architekten
- Tragwerksplanung: ifb frohloff staffa kühl ecker - Berlin
- Brandschutz: Dehne + Kruse, Gifhorn
- Fotos: Stefan Josef Müller
- Auszeichnungen: HOLZBAUPLUS Preis 2012, BDA Preis 2012- Lobende Erwähnung, Deutscher Holzbaupreis 2013- Anerkennung, Deutscher Bauherrenpreis 2014- Besondere Anerkennung, Immobilien-Award 2013 Berlin
Das Projekt 3XGRÜN ist die erste Umsetzung eines vorgefertigten Holzhausproto- typen aus der Forschungsarbeit fertighauscity5+ des Instituts für urbanen Holzbau (IfuH). 3XGRÜN steht für gemeinschaftliches Wohnen in einem Holzhaus mit Garten, Balkon und einer gemeinsamen Dachterrasse.
Das IfuH-Forschungsteam entwickelte mit fertighauscity5+ ein Konzept für einen bis zu 5-geschossigen städtischen Bautypen, der individuelle Gestaltungsspielräume ermöglicht und sich zugleich an vorgefundene städtische Begebenheiten anpasst (z.B. Baulücken in verschiedenen Größen oder ganze Baublöcke, Bauzeilen und Einzel- häuser auf größeren Freiflächen). Individuell konfigurierte Vorfertigung durch Nutzer- beteiligung lautet das zentrale Stichwort, denn die hochflexiblen Produktionsverfahren im Holzbau können auch Typologien jenseits des freistehenden Einfamilienhauses bedienen. Die novellierten Länderbauordnungen erlauben bis zu fünfgeschossige Holzkonstruktionen. Für den urbanen Wohnungsbau in Holzbauweise sind somit die grundlegenden Voraussetzungen geschaffen.
In der Görschstraße 48 im Florakiez in Berlin Pankow wird der Prototyp nun erstmalig auf zwei bislang unbebauten Grundstücken umgesetzt. Innerhalb des Blockrands ver- mittelt der neue Baukörper zwischen Traufhöhen, Baufluchten und Vorgartenstruktur der Nachbarbebauung.
Das Wohnhaus wird von der Straße über einen großzügigen zentralen Eingang mit zwei innenliegenden Treppenhäusern erschlossen. Die zwei äußeren Maisonettewoh- nungen werden direkt von der Straße betreten. Die insgesamt 13 Wohnungen verfü- gen über Wohnflächen zwischen 100 – 200 m² und sind jeweils zum Vorgartengrün der Straße und zum Gartengrün im Hof orientiert. Es gibt sechs Maisonettewohnungen,
fünf davon nebeneinander im EG und 1.OG, eine im 3. und 4. OG. Die weiteren sieben Etagenwohnungen befinden sich im 2., 3. und 4. OG. Alle Grundrisse wurden individu- ell mit den zukünftigen Nutzern geplant, die sich als Baugemeinschaft organisiert ha- ben. Gemeinsam geplant wurden der Garten mit Kinderspielplatz, die Dachterrasse als Erwachsenenspielplatz, der Eingangsbereich mit Platz für Besprechungen und Feste sowie der Keller mit Pelletheizung und den technischen Anlagen für das Energieeffizi- enzhaus 70. Auch die Fassadengestaltung entstand im gemeinsamen Abstimmungs- prozess auf der Grundlage verschiedener Architekturentwürfe.
Die Vielfalt der 13 unterschiedlichen Wohnkonzepte wird in der Fassade durch umlau- fende vorgelagerte Metallbänder im Bereich der Geschossdecken zusammengefasst. Zwischen den Bändern wechseln sich bodentiefe Fenster mit dunkel eingefärbten Fas- sadenpaneelen je nach Wohnungsgrundriss ab. Die Bänder beinhalten Sonnenschutz und filigrane Stabgeländer. Vom 2. bis 4. OG sind sie als durchgehende Austritte geplant, über die sich die Bewohner einer Etage gegenseitig besuchen können. Im Erdgeschoss wird durch einen Materialwechsel mit holzsichtigen Fassadenpaneelen und größere Fensteröffnungen eine Sockelzone ausgebildet.
Das Motiv der durchlaufenden Bänder wird auf der Gartenfassade wiederholt und in farblich abgesetzten Putzflächen umgesetzt. Hier wechseln in den Fensterbändern bodentiefe Fenster mit Geländer und Fenster mit geschlossenen Brüstungspaneelen. Analog zur Straßenseite setzt sich das EG mit größeren Fensterformaten und Fassa- denpaneelen als Sockel ab. In die Fassadenbänder werden ca. 2 m tiefe Einzelbal- kone integriert.
Die Konstruktion setzt sich aus Holz- und Stahlbetonfertigteilen zusammen. Der teilunterkellerte Bereich, die Erschließungskerne, die Brandwände sowie die Decke über dem EG sind in Stahlbeton geplant, alle anderen Bauteile sind Holzkonstruk- tionen. Die Decken über dem 1.OG sind 18 cm starke Massivholzdecken, welche auf Unterzügen in Gebäudelängsachse in der Fassaden- und Erschließungsebene
aufliegen. Die Unterzüge werden von Holzstützen getragen. Alle Austritte und Balkone sind auskragende Massivholzdecken. Die Deckenunterseite bleibt mit einem farblosen Brandschutzanstrich im Innenraum holzsichtig, so dass die Holzkonstruktion durch die bodentiefen Fenster sichtbar ist.
Das Haus wird überwiegend aus vorgefertigten Bauteilen montiert. In der Produktions- halle entstehen beispielsweise die Fassadenbauteile als ausgedämmte Holzrahmen- elemente mit streichfähigen Oberflächen und Dichtungsbahnen, die auf der Baustelle einfach und montiert werden. Auf diese Weise wird eine kurze Bauzeit und eine große Präzision am Bau erreicht.