STÄDTEBAULICHE SITUATION
VERWALTUNGSGEBÄUDE
Das neue Verwaltungsgebäude wird mit seiner Eingangsfassade im Norden direkt am Schlosserplatz positioniert. So bleibt der aktuelle räumliche Abschluss der Grünanlage erhalten, der aktuell durch das historische Schulgebäude gebildet wird.
Der 3-geschossige, U-förmige Verwaltungsbau füllt das Flurstück 1068/1 fast zur Gänze aus und schiebt sich bis an das neue Wohnquartier auf dem Flurstück 1070/2 heran. Der Zugang des neuen Verwaltungsgebäudes befindet sich an der nordöstlichen Gebäudeecke, wird durch einen markanten Unterschnitt im Erdgeschoss und ein 2-geschossiges „Parkfenster“ klar markiert und ist auf kürzestem Wege von der bestehenden Kreisverwaltung über die Lindenallee und den Schlosserplatz her zu erreichen. Zum Philosophenweg hin springt der Neubau im mittleren Bereich um 9m vom Gehweg zurück, suggeriert eine ortstypische offene Bauweise und bietet hier Raum für 8 Besucherparkplätze die von 4 Laubbäumen markiert werden.
Die 5m breiten Abstandsflächen südlich und östlich des Neubaus werden vom Philosophenweg aus als „Rhododendron Weg“ öffentlich zugänglich gemacht und enden an der Fahrradstellplatzanlage am Schlosserplatz.
NEUES WOHNQUARTIER
Vom Philosophenweg erreicht man die gemeinsame Stellplatzanlage unter einem Baumhain mit 6 E-Carsharing Plätzen und weiteren 12 privaten Stellplätzen. Der benachbarte Quartiersplatz und die Stellplatzanlage sind die Begegnungsräume des Quartiers. Hieran angrenzend sind 4 Townhouse-Gruppen angeordnet, mit insgesamt 18 Townhouses. 9 Stück als klassische Variante mit Satteldächern und markanten Giebeln, weitere 9 Stück in moderner Architektursprache, 2-geschossig mit Staffelgeschoss. Alle Townhouses verfügen über einen Vorgarten, einen Privatgarten und eine Dachterrasse und bieten mit ca. 140 m² Wohnfläche ausreichend Platz für junge Familien.
DENKMALSCHUTZ SCHLOSSERPLATZ - ERSCHEINUNGSBILD NEUBAU
Den Belangen des Denkmalschutz sind an diesem bedeutenden Ort aus Sicht des Entwurfsverfassers unbedingt Rechnung zu tragen. Zum Schlosserplatz hin reagiert der Neubau mit einer 3-geschossigen Fassade gleichzeitig zurückhaltend, als auch eigenständig. Die Fassade des Neubaus gliedert sich ein Sockelgeschoss mit strukturierter, anthrazitfarbener Klinkerschindelfassade und den Obergeschossen mit Lärchenholzfassade in changierenden Grautönen. Die Lärchenholzfassade wird mit einer pigmentierten Holzlasur (Gewährleistung 15 Jahren) versehen. Die beiden Obergeschosse sind zu einem Doppelgeschoss zusammengefasst, dass, getrennt von einer Schattenfuge, auf dem Klinkersockel liegt. Die Fassaden sind als großzügige Lochfassaden geplant. Die vorhandenen, ortstypischen Rhododendron Beete werden erhalten, um das Sockelgeschoss herum ergänzt und schaffen ausreichende Diskretion für die angrenzenden Büroräume.Die Traufe des historischen Schulgebäude von ca. 10m wird nicht überschritten, Maßstab und Körnung des Neubaus werden dem sensiblen Ort des Schlosserparks gerecht.
GEBÄUDESTRUKTUR UND ERSCHLIESSUNG VERWALTUNGSBAU
Der Neubau ist als wirtschaftliches und kompaktes Bürogebäude mit Zellenbüros und Mittelflur konzipiert, das sich am Schlosserplatz und am neuen Wohnquartier zum Philosophenweg hin um 90° anwinkelt und so einen privaten Innenhof schafft.
Über den „Unterschnitt“ am Schlosserplatz gelangt der Besucher zum zentralen 3-geschossigen Treppenhaus. Blickbeziehungen innerhalb des Treppenhauses, vor allem aber Blickbezüge durch das „Parkfenster“ auf den Schlosserplatz schaffen hier eine großzügige Aufenthaltsqualität für Besucher und Mitarbeiter. Es ist nicht nur vertikale Erschließung sondern auch Begegnungs- und Kommunikationsraum auf allen 3 Geschossen. Um auf eine künstliche Belichtung des Mittelflurs tagsüber verzichten zu können, sind beidseitig Oberlichter über 2,10m vorgesehen.
ERDGESCHOSS
Hier befindet sich der Fachbereich 53 (Gesundheitswesen). Die Wartezone ist direkt an das Haupttreppenhaus angrenzend angeordnet, ebenso die Geldsammelstelle mit Kassenautomat. Die Verknüpfung der einzelnen Räume erfolgt wie gewünscht über an der Fassade liegende Verbindungstüren. 2 Besprechungsräume befinden sich an der Südseite des Neubaus, angrenzend an die Teeküche. Die lichte Raumhöhe beträgt hier 3,00m.
1. OBERGESCHOSS
In diesem Geschoss, um das Haupttreppenhaus herum angeordnet, befindet sich der kleinste Fachbereich 32 (Ordnung). Die übrigen Räume werden den Fachbereichen aus EG und 2.OG zugeschlagen und können auf kurzem Wege über das südliche Treppenhaus erreicht werden. Des weiteren befindet sich hier der Serverraum. Die lichte Raumhöhe beträgt hier 2,80m.
2. OBERGESCHOSS
Fachbereich 50 (Soziales und Senioren) wird im 2. OG angesiedelt, selbstverständlich auch für Rollstuhlfahrer barrierefrei über einen der beiden Aufzüge erreichbar. Die lichte Raumhöhe beträgt hier 2,80m.
DACHBEGRÜNUNG
Die Dachfläche wird als extensive Dachbegrünung ausgeführt, mit den folgenden Vorteilen zu einer klassischen Dachabdichtung mit Kiesschüttung:
Längere Lebensdauer der Dachabdichtung durch Schutz vor UV-Strahlung, Temperaturdifferenzen, Hagelschlag und Krustenbildung
Regenwasserrückhalt
Ökolog. Ausgleichsfläche (Eingriff-Ausgleichs-Regelung), Lebensraum für Pflanzen und Tiere.
HOLZMASSIVBAUWEISE
Ziel ist es , ein Verwaltungsgebäude zu errichten, dass sowohl in Herstellung, als auch in Betrieb zukunftsweisend ist, hinsichtlich der folgender Punkte:
ENERGETISCHES KONZEPT UND NACHHALTIGKEIT
Das überwiegend aus Holz errichtete Gebäude bedarf im Vergleich zu Massivbauten aus mineralischen Baustoffen (Beton, KS etc.) nur geringen Energiemengen zur Herstellung, stellt auf Grund der Massivholzbauweise einen CO2-Speicher dar und ist beim Rückbau zu 80% recyclebar. Eine hochgedämmte thermische Hülle, die in Folge der Holzbauweise mit einfachen Mitteln wärmebrückenfrei errichtet werden kann, führt in Verbindung mit den 3-fach-isolierverglasten Fenstern zu einer positiven Bilanz von Transmissionswärmeverlusten und solaren Gewinnen.
Darüber hinaus sichern die großformatigen Fenster eine komplette Tageslichtversorgung der Büroräume. Sonnenschutzvor-richtungen mit Lichtlenkung sorgen auch bei direkter Sonneneinstrahlung für eine hohe Tageslichtautonomie. Die tageslichtabhängig ausgeschaltete, und manuell wieder einzuschaltende künstliche Beleuchtung erzeugt daher nur einen geringen Energiebedarf.
Eine einfache Abluftanlage sorgt für eine geregelte, bedarfsgeführte Frischluftzufuhr über die Zuluftelemente der Fenster, minimiert damit die Lüftungswärmeverluste im Winter und sorgt für eine geregelte (Nacht-) Auskühlung im Sommer.
Die Beheizung des Gebäudes erfolgt über eine Sole-Wasser-Wärmepumpe in Verbindung mit einem Eisspeicher. Dabei wird in der Heizperiode über den Solekreis der Wärmepumpe zum einen der Abluftanlage Wärme entnommen und zum anderen dem Wasser im Eisspeicher durch Vereisung Latentwärme entzogen. Die Wärme wird dem Eisspeicher über die passive Kühlung während der Kühlperiode wieder zugeführt, wobei das Eis wieder auftaut.
Der aus der PV-Anlage auf dem Dach des Gebäudes gewonnen Strom wird direkt für die Wärmepumpe, Abluftanlage und Beleuchtung genutzt.
CO2 NEUTRALE PLUSENERGIEHAUS IN HOLZMASSIVBAUWEISE
Über das Jahr ergibt sich eine positive Energiebilanz, d.h. es wird durch das Haus mehr Energie produziert als es benötigt. Damit ergibt sich über das Jahr auch eine positive CO2-Bilanz.
Die Anforderungswerte der ENEV an den Primärenergiebedarf werden um mehr als 80% unterschritten. Die energetischen Anforderungen an ein Passivhaus werden ebenfalls unterschritten. Das in seiner Gesamtheit nachhaltige Gebäude erreicht den DGNB-Platin-Standard bzw. mindestens Note 1,5 entsprechend BNB-Bewertungs-methodik.